Mândra: Sehnsucht nach der Heimat
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In der Gemeinde Mândra, Kreis Kronstadt/Braşov, werden die Bräuche in einer besonderen Art und Weise gefördert: durch gemeinsame Arbeitsabende, wo sich Frauen aus der Nachbarschaft treffen, sich Erinnerungen und Geschichten austauschen die sie von ihren Vorfahren aus dem Dorf und dem gesamten Fogarascher Land überliefert bekamen. In diesem Bericht geht es um eine Geschichte die wir von der Volkskünstlerin Gabriela Bularca erfahren haben. Sie selber weiß von der "Geschichte des Wollfadens" von ihrer Cousine Elena Bularca.
Die Geschichte des Wollfadens
"In einer Nacht ist der Wollfaden im Webschiffchen ausgegangen. Die alte Weberin verließ den Webstuhl, sprach ihr Abendgebet und ging zu Bett. Sie stand nie mehr auf. Ihre Freundinnen trauerten ihr nach bis eine von ihnen plötzlich froh sagte: Hört, Maria ist weg, um den Himmel mit unser Webarbeit zu schmücken. Nach einigen Wochen war es für ein zweite so weit. Ihre Genossinnen weinten an ihrem Bett. Sie aber sagte: Nicht mehr heult! Ich folge Maria um ihr gestickte Handtücher nachzureichen. Veta, wenn du nachkommst, nimm deine Spitze mit. Sonst fressen sie die Motten und niemand interessiert sich für sie. Veta kann unter Tränen noch lächeln: Beeile dich, Schwester, denn sonst ist deine Schwiegertochter schneller und füllt den Himmel mit Ramsch."
Das Himmelsmuseum
Die Geschichte beeindruckt um so mehr, da heute die alten Frauen aus dem Dorf nicht mehr unter uns sind. Geblieben ist aber ihre Liebe für den Wollfaden und die Volkskunst, ihre Arbeit die ihren Fortgang überdauert. Im Himmel gibt es wohl ein Museum wo auch der Wollfaden seinen Ehrenplatz hat. Elena Bularca erzählt weiter: "Nach und nach sind sie alle gegangen. Auf der anderen Welt sorgen sie für wahre Kunst, während wir hier, auf der Erde so etwas immer seltener vorfinden. Die Meisterinnen aus dem Himmel senden uns ab und zu noch ein Muster das uns wie ein Heiligenbild vorkommt."
Das Museum um Tuch und Geschichten
All dieses gibt es in einem Museum um Tuch und Geschichten in der Gemeinde Mândra zu erkunden. Dort versammeln sich am Abend unter freiem Himmel die Frauen. Es gibt auch das eigentliche Museum mit tausenden von Gegenständen aus dem Volkskunsterbe des Fogarascher Landes. Dort sind alte Fotos zu sehen, Möbelstücke von einst aus den Dörfern am Fuße der Fogarascher Berge, rumänische Volkstrachten, Hinterglasikonen die die Zimmer schmückten, und, nicht zuletzt, Haushaltsgegenstände und Werkzeuge.